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Geschichte der Karikatur

Die Karikatur:  Vom Ursprung bis zur heutigen politischen Zeichnung

von: Werner Michael Mergner (©2005)

Die erste Nummer der „Fliegenden Blätter“ vom 07. November 1844 erschien im Münchner Verlag „Braun u. Schneider“ unter der Redaktion von Kaspar Braun und Friedrich Schneider. Die „Fliegenden“ sollten, wie es damals hieß: „hinausflattern in die Welt, Mißstände aufdecken, leise Lehren geben und die Menschen fröhlich machen“. Zu den „Fliegenden Blättern“ gesellten sich allein in Bayern 14 neue satirische Zeitschriften. Darunter die bekanntesten und langlebigsten: Der „Münchner Punsch“, eigentlich als Faschingszeitung gegründet und die „Leuchtkugel“.

Rudolf Wilke, Eduard Thöny und vor allem Wilhelm Busch waren die herausragenden Zeichner ihrer Zeit.

Gesellschaft allgemein, Königs- bzw. Kaiserepochen wurden mit „spitzer Feder“ auf´s Korn genommen und mit dem Zeichenstift „gegeißelt“.

Das Wort „Karikatur“, aus dem Lateinischen kommend, bedeutet: überladen, übertreiben, überzeichnen. Das Wesentliche, hervorstechende Merkmale, werden vom Karikaturisten „überspitzt“, sprich stark übertrieben, dargestellt.

Wilhelm Busch, der in Deutschland meist nur durch seine Bildergeschichten (Max und Moritz, Fips der Affe oder Maler Klecksel) bekannt wurde, zeichnete in seiner „Münchner Zeit“ sehr viele scharf politische und gesellschaftskritische Karikaturen.In den 12 Jahren seiner Arbeit für die „Fliegenden Blätter“, zeichnete Wilhelm Busch rund 800 Blätter. Von 1858 – 1870 war er mit Karikaturen in dieser satirischen Zeitschrift tätig. Nachdem Ende der „Fliegenden Blätter“ gab ein gewisser Julius Marchner (ein Regensburger Journalist) die „Neuen Fliegenden“ heraus.

Der „Simplicissimus“, eine satirische Zeitschrift, herausgegeben von Albert Langen und Thomas Theodor Heine, wurde im Jahre 1896 in München gegründet. Die zu dieser Zeit besten Zeichner aus ganz Deutschland machten den „Simpl“ (Volksmund) zur besten satirischen Wochenzeitschrift Deutschlands. Vor allem der Karikaturist Karl Arnold, Zeichner und späterer Miteigentümer des Blattes, verhalf dem „Simplicissimus“ zu Weltruf! Das Blatt war bissig und mißfiel sehr oft der „hohen Obrigkeit“ und weckte wie aus einem damailigen Leitartikel zu entnehmen ist, schlafende Geister!

Der „Simpl“ nannte sich „Illustrierte Wochenzeitschrift“. Frank Wedekind, Albert Langen und Thomas Theodor Heine waren die besten Karikaturisten ihrer Epoche. Politische Zustände, die „feine“ Gesellschaft, das Militär und auch Hochadel und Kaiser bzw. Könige wurden beißend verspottet und manchmal erregte der „Simpl“ die Behörden seiner Zeit. Den Weltruf des Blattes begründeten später vor allem Olaf Gulbransson, Karl Arnold und Eduard Thöny.

1914 wurde der Druck dieser „Illustrierten Wochenzeitschrift“ eingestelt. Durch den Einbruch des 1. Weltkrieges, wirtschaftliche Schwächen des Blattes und „weil eben die ganz große Zeit des ´Simpl´ vorbei war“, wurde die allerletzte Nummer im September des Jahres 1914 herausgegeben.

Wilhelm Busch, den ich gerne als Vater des Zeichentricks bezeichne, war es, der mit seinen „Bildergeschichten“ den Grundstein der modernen „Comic-Strips“ legte.

Was der amerikanische Zeichner Walt Disney 1901 – 1966 mit Riesenaufwand und mit einer Weltproduktion (über 1000 Zeichner arbeiteten an einem abendfüllenden Trickfilm) schuf, war von Wilhelm Busch bereits lange vorher aus- bzw. vorgedacht worden. Einzelne Zeichnungen, sprich Karikaturen, aneinandergereiht als „Bildergeschichte“ wie es W. Busch bezeichnete, sind die Vorläufer und praktisch Vorgänger des Zeichentrickfilms unserer modernen Zeit.

Auch unsere heutige Zeit hat ihre satirischen Blätter:

Die in den 60er bzw. 70er Jahren sehr bekannte Zeitschrift „Pardon“, oft totgesagt, aber nie totzukriegen, die Zeitschrift „MAD“ (ein amerikanisches Satire-Magazin) und die humorvolle Zeitschrift „Titanic“. Die reine politische Karikatur kann man aber nur in Magazinen von Format, Tages- oder Regionalzeitungen betrachten.

Zu den heute bekanntesten und damit meistbeschäftigsten Zeichnern der Gegenwart, gehören:

Horst Haitzinger, Walter Hanel, Hans Traxler, Ernst-Maria Lang, Luis Murschetz, Kurt Halbritter, Lutz Backes-Bubec, Franziska Bilek und Werner M. Mergner.

Die Cartoonisten von Weltruf sind:

Der Franzose Sempé, der Engländer Searle, der Südtiroler Paul Flora und für Deutschland Vicco von Bülow, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Loriot“.

Portraitkarikaturisten gibt es in Deutschland gerade eine Handvoll.Der bekannteste ist zweifellos Lutz Backes, unter dem Pseudonym „Bubec“ auch in Amerika bekannt. Im „Lexikon der Superlative“ sowie dem „Guinness-Buch der Rekorde“ ist / war er als „schnellster Portraitist der Welt mit einigen Zeichnungen vertreten. Die tagespolitischen Karikaturen sind meist auf die Leitartikel oder bestimmte Glossen und Artikel abgestimmt.

Eine politsche Zeichnung soll mit „wenigen Strichen“ (dies ist eigentlich das Hauptanliegen der meisten Karikaturisten) einen Kommentar abgeben! Eine politsche Karikatur sollte also mindestens soviel ausdrücken wie ein geschriebener Artikel oder Bericht!

Die „Politische Karikatur“ lebt, im Gegensatz zu den vielen Cartoon- und Witzzeichnungen, von ihrer Aktualität!

 

Begriffserklärungen:

CARTOON: Eine gezeichnete, satirische Geschichte in Bildern.

COMIC-STRIP: Gezeichnete Bilderfolgen mit meist komischen Inhalt (vom Engl.: „drollige, komische  Streifen“)

KARIKATUR:  Bildliche Darstellung, die stark übertreibt, Merkmale herausstellt und lächerliche macht.

                        Das italienische „carcare“ heißt: überladen, überzeichnen


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